Dungeons 4 im Test: Im Kerker nix Neues (2024)

Nein, ihr habt euch nicht verklickt! Hier geht es nicht um Dungeons 3 von 2017, sondern um den brandneuen vierten Teil. Die kann schon mal verwechseln, denn auf den Bildern sehen sich die Spiele zum Verwechseln ähnlich. Doch es bleibt nicht alles beim Alten, denn es gibt ein paar feine, nennenswerte Unterschiede, mit denen die Entwickler das Spielprinzip aufpeppen wollen. Am Grundkonzept ändert sich aber natürlich nix: Realmforge bedient sich wieder mal großzügig beim legendären Dungeon Keeper, kombiniert das Kellerbau-Prinzip mit Echtzeit-Kämpfen an der Oberfläche und wickelt das Ganze in ein selbstironisches Fantasy-Setting, das genauso bunt und haarsträubend daherkommt wie seine Vorgänger. Weil die aber nicht jeder gespielt hat, fassen wir erst mal kurz zusammen, worum es in Dungeons 4 überhaupt geht, bevor wir dann auf die Neuerungen und Änderungen zu sprechen kommen - denn die dürften vor allem Kenner der Reihe interessieren.

Dungeons 4 (jetzt kaufen44,99 € ) ist seit dem 9. November 2023 für PC, PS5 und Xbox Series S/X erhältlich. Eine Umsetzung für Nintendo Switch ist in Arbeit und wird zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen. Unser Test basiert auf der PC-Version. Update: Unser Review gibt's jetzt auch mit großen Test-Video.

Das Gute muss weg!

In Dungeons 4 verkörpert ihr wieder mal das sprichwörtliche Böse. Die letzten Spiele habt ihr damit zugebracht, mächtiger zu werden, das Gute zu bekämpfen und das Land zu unterjochen. Das gelang auch (mehr oder weniger) mithilfe der Dunkelelfe Thalya, die wieder eure einzige Heldeneinheit im Spiel darstellt und die euch durch die gesamte Kampagne begleitet.

Der Story-Modus ist übrigens wieder richtig ordentlich bemessen, euch erwarten 20 lange Missionen, in denen ihr auch wieder ein paar alte Bekannte aus den Vorgängern trefft. Allerdings braucht ihr die letzten Teile definitiv nicht gespielt haben, um Dungeons 4 zu kapieren, denn die dünne Handlung ist praktisch selbsterklärend und wird eh nie so richtig interessant.

Da hilft es auch nicht, dass die Inszenierung ziemlich altbacken ausfällt, im Grunde bekommt man wieder nur langatmige Dialoge und simple Kamerafahrten wie im Vorgängerspiel serviert. Dynamische Cutscenes mit Figuren in Großaufnahme und interessanten Perspektiven? Leider Fehlanzeige! Da verpassen die Entwickler leider eine wichtige Chance.

Letztendlich tut ihr aber eh wieder das, was ihr schon im Vorgängerspiel gemacht habt: Thalyas Erzfeinde bekämpfen, magische Artefakte sammeln, Chaos verbreiten, eben das Übliche. Hier und da gibt es zwar kleine Überraschungen, doch unterm Strich hat der Plot kaum Neues zu bieten. Den Autoren dürfte es allerdings herzlich egal sein, die halten eisern an der Formel fest, die schon im dritten Teil gut funktioniert hat.

Quelle: Kalypso MediaGemütlich ist's im Untergrund: Der Dungeon-Bau spielt sich noch einen Tick besser als im Vorgänger.

Gags im Dauerfeuer

Das gilt auch für den fragwürdigen Humor, der sich mit einer Extraladung Selbstironie und ständigen Wiederholungen auf dem gleichen Niveau seiner Vorgängerspiele einpendelt. Ein paar Seitenhiebe auf Kino und andere Spiele mögen ja noch ganz nett sein, doch viele Gags zünden einfach überhaupt nicht.

Da werden dann zum Beispiel ausgewalzte Dialoge darüber gehalten, dass viele Dialoge viel zu stark ausgewalzt werden (was die Sache nicht besser macht). Und gerade als man das Gefühl hat, dass sich manche Missionen ganz schön in die Länge ziehen, beschwert sich Thalya über die offensichtliche Spielzeitstreckung und droht den Autoren Prügel an.

So was kann man jetzt lustig finden, nervig oder einfach nur bemüht - letztendlich ist und bleibt Humor aber eine Geschmacksfrage. Das gilt auch für den markanten Erzähler aus dem Off, der wieder von Monty Arnold eingesprochen wurde. Seine unverwechselbare Stimme (u.a. bekannt aus Deponia) begleitet euch durch das gesamte Spiel mit seinen ausschweifenden Gags.

Wer sich schon in den Vorgängern darüber schlappgelacht hat, kommt auch in Dungeons 4 voll auf seine Kosten. Alle anderen werfen besser einen Blick ins Optionsmenü - dort könnt ihr die Kalauerdichte netterweise runterregeln.

Das ewige Vorbild: Dungeon Keeper

Auch am Spielprinzip ändert sich erst mal ... gar nix. Wie gewohnt, baut ihr im Untergrund eure Basis auf, das ist in jeder Mission Pflichtprogramm und läuft immer nach dem gleichen Muster ab. Ihr errichtet Schlafstätten, Guru-Farmen, Trainingsräume, Friedhöfe, Schatzkammern, Mana-Speicher, Werkbänke, Fallen, Tempel, Zombie-Diskotheken und so weiter - was man eben so braucht!

Dann heuert ihr Kreaturen wie Orks, Goblins, Dämonen und Skelettmagier an, die sich in eurem Dungeon niederlassen, Sold kassieren und feindliche Helden verkloppen, die ab und zu einmarschieren, um euer Dungeon-Herz zu zerstören.

Quelle: Kalypso MediaDas kennen wir sein Dungeon Keeper: Im Schlafsaal erholen sich unsere Kreaturen.Der größte Unterschied zum genialen Dungeon Keeper: Sobald ihr ausreichend Truppen angesammelt habt, dreht ihr den Spieß um und schickt eure Einheiten an die farbenfrohe Oberfläche. Anders als im Kerker steuert ihr eure Kreaturen hier allerdings direkt, das spielt sich dann ganz klassisch wie in einem Echtzeit-Strategiespiel à la Warcraft 3.

So müsst ihr dann zum Beispiel Dörfer verwüsten oder Konvois abfangen, um wertvolle Bösartigkeit zu verdienen - das ist neben Gold eure wichtigste Ressource, um neue Räume, Kreaturen, Zauber und Upgrades zu erforschen. Und weil ihr in jeder Mission wieder bei Null anfangt, wiederholt sich das Spielchen in ausnahmslos jedem Einsatz.

Angriff der Zwerge

Das wird zwar auf Dauer eintönig, aber zum Glück sorgen ein paar nette Missionsziele für Abwechslung. Zum Beispiel gibt's eine Map, auf der eure Kreaturen von Hitzewellen und Feuerhagel malträtiert werden, was Außeneinsätze deutlich erschwert.

Einmal müsst ihr euren Dungeon gegen einen Laser von der Oberwelt verteidigen, indem ihr den Strahl mit einem Spiegel zurücklenkt. Und in einer anderen Mission liefert ihr euch ein Wettrennen mit einem bohrenden Zwergenteam, das es auf den gleichen Schatz abgesehen hat wie ihr - da müsst ihr dann zusehen, dass ihr euch schneller ans Ziel grabt und gleichzeitig die Kühlung des Bohrers sabotiert.

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