ÖPNV-Warnstreik in Sachsen-Anhalt: In diesen Regionen stand alles still (2024)

Halle (Saale)/Magdeburg/DUR/MZ/vs – In mehreren Regionen von Sachsen-Anhalt fuhr am Freitagvormittag kaum noch ein Bus oder eine Straßenbahn. Grund war ein Warnstreik der Gewerkschaft Verdi.

Verdi hat die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe in Magdeburg, Halle, Dessau und im Burgenlandkreis dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Seit Betriebsbeginn am frühen Morgen kam es daher zu massiven Problemen im Nahverkehr.

ÖPNV-Warnstreik: Diese Städte waren betroffen

In Dessau, Halle und Magdeburg war der Streik bis 14 Uhr angesagt, im Burgenlandkreis sogar bis 18 Uhr. Betroffen waren die regionalen Verkehrsunternehmen:

  • Hallesche Verkehrs AG
  • Dessauer Verkehrsgesellschaft mbH
  • Magdeburger Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG
  • Magdeburger Verkehrsgesellschaft mbH
  • PVG Burgenland GmbH

Linien, die von anderen Gesellschaften betrieben werden, waren vom Warnstreik ebenso wenig betroffen wie die S-Bahn oder der regionale Zugverkehr.

Bus- und Bahn-Streik in Magdeburg: Bis 14 Uhr keine Straßenbahnen und Busse

In Magdeburg warenseit dem frühen Morgen weder Straßenbahnen noch Busse der Magdeburg Verkehrsbetriebe (MVB) unterwegs. Die Haltestellen waren verwaist. Nur ganz vereinzelt sah man Menschen, die auf die Informationstafeln der MVB schauten.

Da nach Streikende erst einmal alle Busse und Bahnen an Ort und Stelle gelangen mussten, hat die MVB erst ab 15.30 Uhr mit einem regulären Betrieb gerechnet.

ÖPNV-Streik in Halle: Das Chaos blieb aus

In Halle ist das befürchtete Chaos durch den Streik am Freitagmorgen ausgeblieben. Viele Pendler hatten sich darauf eingestellt. Nur vereinzelt standen Personen an den Haltestellen und warteten auf Busse und Bahnen der Havag. Das Unternehmen selbst hat an den elektronischen Anzeigetafeln bereits seit 2.38 Uhr auf den Streik hingewiesen.

Mitglieder der Gewerkschaft Verdi blockierten alle Ein- und Ausgänge an den beiden Betriebshöfen der Halleschen Verkehrs AG (Havag) in der Freiimfelder Straße und am Rosengarten. Alle Straßenbahnen und Busse sollten bis 14 Uhr in den Depots bleiben.

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ÖPNV-Streik in Dessau: Warnstreik bis 14 Uhr am Freitag

In Dessau hat der Streik am Freitagmorgen den öffentlichen Personennahverkehr fast komplett lahm gelegt. „Von den Auswirkungen sind große Teile des Busliniennetzes sowie der gesamte Straßenbahnbetrieb betroffen, zum Teil kommt hier Schienenersatz zum Einsatz“, teilte Stadtwerke-Sprecher Christian Mattke am Morgen mit.

„Wir gehen davon aus, dass erst im Laufe der Nachmittags der reguläre Fahrplanbetrieb wieder aufgenommen werden kann“, so Mattke weiter.

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ÖPNV-Streik im Burgenlandkreis: Bis 18 Uhr keine Busse

Im Burgenlandkreis wird sogar bis 18 Uhr gestreikt. Seit Dienstbeginn 3.45 Uhr habe kein Bus das Depot der PVG in Weißenfels verlassen. "Und das wird auch so bleiben", sagte der Betriebsratsvorsitzender Robert Biczysko. In der Frühschicht in Weißenfels etwa waren es 36 Busfahrer, die streikten, in der Saalestadt rollte deshalb kein Bus mehr.

Auf Ausfälle von Buslinien weist die PVG auf ihrer Internetseite unter www.pvg-burgenlandkreis.de/meldungen hin.

ÖPNV-Warnstreik in Sachsen-Anhalt: Verdi will mehr Lohn für die Fahrer

Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen zum einen mit der Inflation und zum anderen mit der gewünschten Aufwertung des Berufsbildes. Bereits jetzt würden vielerorts Fahrer fehlen, so dass ein Gehaltsplus wichtig wäre, um den Beruf wieder attraktiver zu machen.

Hintergrund sind aktuelle Tarifverhandlungen. Verdi fordert 1,50 Euro mehr pro Stunde sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 150 Euro pro Monat.

„In den Pandemie-Jahren wurden die Kolleginnen und Kollegen immer wieder zur Lohnzurückhaltung aufgefordert, um einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. Darauf haben wir Rücksicht genommen. Nun ist die Geduld jedoch aufgebraucht und die Lage in den Betrieben ist mehr als ernst“, sagt ver.di-Verhandlungsführer Paul Schmidt. „Auch die Beschäftigten der Nahverkehrsbetriebe spüren die aktuelle Preisentwicklung jeden Tag – nicht nur im Supermarkt oder an der Tankstelle.“

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ÖPNV-Warnstreik: Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn

Der Fahrgastverband Pro Bahn betrachtete den Warnstreik kritisch: Sachsen-Anhalt-Referent Tom Bruchholz befürchtete ein Chaos, wenn Straßenbahnen und Busse am Freitagmorgen in den Depots bleiben. Der Freitag sei neben dem Sonntag der Tag mit dem höchsten Fahrgastaufkommen, so Bruchholz: "Fernpendler kehren nach Hause zurück, Studierende fahren ins Wochenende." An einem solchen Tag den Nahverkehr zu bestreiken, sei aus Fahrgastsicht deshalb "schmerzlich".

Für die Forderung von Verdi hat Bruchholz allerdings grundsätzlich Verständnis. "Es fehlen durchweg Busfahrer. Von daher ist es nachvollziehbar, dass der Beruf attraktiver und dafür auch das Entgelt erhöht werden muss", sagte er.

Verdi-Vertreter Schmidt betonte, die Warnstreiks richteten sich ausdrücklich nicht gegen die Fahrgäste. „Ich habe Verständnis für jeden, der sich ärgert.“ Gerade das Neun-Euro-Ticket zeige aber, wie hoch das Interesse in der Bevölkerung an einem guten Nahverkehr sei. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dafür ein Signal zu setzen.“

ÖPNV-Streik: Was, wenn ich zu spät zur Arbeit komme?

Wenn durch einen Streik im Nahverkehr die Arbeitsstelle nicht rechtzeitig erreicht werden kann, muss in jedem Fall zunächst der Arbeitgeber für die aktuelle Situation informiert werden. Der Arbeitnehmer ist jedoch dazu verpflichtet alles zumutbare zu unternehmen, um zur Arbeitsstätte zu gelangen. Wenn ein Streik längere Zeit im Voraus angekündigt wurde, ist es also ratsam etwa bei einer Fahrt mit dem Auto auch das Staurisiko an diesem Tag einzukalkulieren. Denn ein Streik ist keine Ausrede.

Optionen, die für einen Arbeitnehmer nicht zumutbar wären, sind beispielsweise den Arbeitsweg schon einen Tag vorher anzutreten und in einem Hotel zu übernachten oder die Fahrtkosten für ein Taxi zu zahlen, deren Höhe in keinem Verhältnis zum Gehalt stehen.

Ausfall im Job durch Bahstreik: Bekomme ich trotzdem mein Gehalt gezahlt?

Der Arbeitnehmer trägt das sogenannte Wegerisiko - also das Risiko, rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Dies verhindert eine generelle Fortzahlung des anteiligen Gehalts für diesen ausfallenden Tag. Es liegt also im Ermessen des Arbeitgebers, ob trotzdem Geld gezahlt wird, sollte der Arbeitnehmer aufgrund des Streiks nicht am Arbeitsplatz erscheinen. Eine Kürzung des anteiligen Gehalts könnte also die Folge für ein Nichterscheinen trotz Streik sein.

In einigen Fällen können Absprachen mit dem Arbeitgeber getroffen werden, um die ausgefallene Zeit nachzuarbeiten. Gerade in Gleitzeitmodellen gestaltet sich dies problemlos. In Schichtbetrieben könnte das eine Herausforderung sein.

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